Zurück

Moderne Eugenik vor der Geburt eines Kindes

Pränatale Diagnostik - Angebot, keine Pflicht

Pränataldiagnostische Verfahren bringen es mit sich, dass werdende Eltern sich schon während der Schwangerschaft mit einer möglichen Behinderung oder Erkrankung ihres ungeborenen Kindes intensiv auseinandersetzten.
Den Frauen, besonders bei Risikoschwangerschaften, werden Tests zur Erfassung eines Risikos oder einer Behinderung des ungeborenen Kindes angeboten. Kaum eine Frau weiß, was diese Untersuchungen leisten und wo ihre Grenzen liegen, wie zuverlässig sie sind und welche Fehlerquellen auftreten können.
Die Sicherheit der zu fällenden Entscheidung ist vom Wissen über die Tests abhängig.

Tests ohne körperliche Gefahr für Mutter und Kind

  • Messung der Nackenfalte: Ultraschall, 11.- 12. Schwangerschaftswoche. Messung der Dicke der kindlichen Nackenfalte, Normal und unauffällig ist eine Abhebung der Nackenfalte (Nackenödem) bis 3 Millimeter. Verhältnis der aktuellen Scheitel-Steiß-Länge. Ausschluss einer Infektion, Chromosomenstörung, Herzfehler. 40% - 80% der Kinder mit verdickter Nackenfalte sind aber gesund. Messung des knöchernen Nasenbeins (kein Nasenbein oder einer Verkürzung von unter 2,5 mm): Bei Chromosomenstörungen besteht bei etwa 70 % aller Babys eine Trisomie 21.
     
  • Erst-Trimester-Screening (ETS): Ultraschall + Blutwerte, 11. bis 13. Schwangerschaftswoche. Kombination der Messung der Nackenfalte und Blutteste. Bestimmung PAPP-A (Pregnancy Associated Plasma Protein A) und ß-HCG (Humanes Choriongonadotropin).
    Verdächtig sind hohe Werte im ersten Drittel der Schwangerschaft − Keine reguläre Vorsorge.

     
  • Triple-Test oder Quadruple-Test: Bluttest 15. - 18. Schwangerschaftswoche. Bestimmt werden im Blut der Mutter das kindliche Eiweiß alpha-Fetoprotein und die mütterlichen Hormone ß-HCG und Östriol. Beim Quadruple-Test wird dazu das Hormon Seruminhibin A bestimmt. Das Verhältnis der Werte zueinander, das Gewicht der Mutter + Dauer der Schwangerschaft wird statistisch ausgewertet. Aussage: Chromosomenstörung des Kindes, Neuralrohrdefekt (offner Rücken). Wenn erforderlich, wird Klarheit durch eine Fruchtwasseruntersuchung geschaffen. Sicherheit bis 99%, ein Restrisiko bleibt. Nachteil des Testes sind falsch-positive Werte.
    Test ist sinnvoll bei Müttern über 35 Jahre.

     

Tests (invasive Untersuchungen) mit einem gewissen Risiko für Mutter und Kind

  • Chorionzottenbiopsie: Entnahme von Gewebe aus dem Chorionmantel (Eihaut), die um den Embryo, bevor sich die Plazenta (Mutterkuchen) bildet, liegt. 9. bis 12. Schwangerschaftswoche. Punktion unter Ultraschall durch die Bauchdecke in der 9. bis 12. Schwangerschaftswoche. Komplikationen sind möglich, aber sehr selten, abhängig vom erfahrenen Untersucher. Vorteile der Untersuchung sind molekulargenetische Ergebnisse auf bestimmte Muskel- und Stoffwechselerkrankungen betreffs der Familienanamnese. Neuralrohrdefekte werden nicht erfasst. Chorionzottenbiopsie ist eine Alternative zur Fruchtwasseruntersuchung.
     
  • Amniozentese: Entnahme von Fruchtwasser, das das Kind ernährt, 15. bis 16. Schwangerschaftswoche. Nach einer Bauchdeckenpunktion werden 12 bis 15 ml Fruchtwasser entnommen. Die im Fruchtwasser schwimmenden abgelösten Zellen von Haut und Schleimhaut des Kindes werden im Labor zum Wachsen angeregt. Nach 2 bis 3 Wochen können durch eine Chromosomenanalyse genetische Erkrankungen ermittelt werden. Gleichzeitig können im Fruchtwasser bestimmte Eiweiße (alpha-1- Fetoprotein) nachgewiesen werden, die z. B. bei einem Neuralrohrdefekt auftreten. Höchste Sicherheit bei bestimmten genetischen Erkrankungen, Aussagen über die Ausprägungen von Behinderungen sind nicht möglich. Als Schnelltest wird die FISH-Technik eingesetzt, die Ergebnisse liegen innerhalb eines Tages vor. Da auch falsch-negative Ergebnisse vorkommen sollte die Chromosomenanalyse abgewartet werden.
     
  • Nabelschnurpunktion: Entnahme von Blut aus der Nabelschnur, wenn nach einer invasiven Untersuchung noch Unklarheiten bestehen, nach der 19. Schwangerschaftswoche. Diese Methode wird sehr selten durchgeführt.
     
Frauen sollten wissen und darauf vertrauen, dass ihr Körper dafür gemacht ist, ein Kind zu gebären.
Dieses Urvertrauen geht aber älteren Schwangeren manchmal verloren. Verlieren sie ihre Ängste und sprechen sie mit ihrer Frauenärztin/arzt und Hebamme. Sie werden sie unterstützen.

Für Eltern kann es eine gute Alternative sein, sich nach einer positiven pränatalen Diagnose gegen einen Abbruch der Schwangerschaft zu entscheiden. Das Kind darf dann so lange leben, wie es seine Natur möglich macht. Die Verantwortung für den Zeitpunkt zu sterben liegt nicht bei den Eltern, sondern darf dem Schicksal überlassen werden. Betroffene Eltern sollten diese Idee mit der behandelnden Frauenärztin/arzt besprechen und mögliche medizinische Einschränkungen abklären.